Bei der Förderung von Gesundheitskompetenz sollte die rasch voranschreitende Digitalisierung intensiv genutzt werden. So kann etwa der Einsatz audiovisueller Medien (Ton- und Bildaufnahmen) die Rezeption und die Vermittlung von Gesundheitsinformationen merklich verbessern. Digitale Anwendungen können Alltagshilfe leisten und das Selbstmanagement von Patienten unterstützen. Durch die Möglichkeit, mit ihnen auch größere räumliche Distanzen zu überbrücken, eröffnen digitale Anwendungen zudem die Chance, den Zugang zum Gesundheitssystem und zu Versorgungsleistungen zu erleichtern und auch zeitlich bedingte Nutzungsschwellen zu senken.
Gleichzeitig geht die Digitalisierung mit neuen Herausforderungen einher: Sie erhöht die Anforderungen an die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung und auch das Risiko einer digitalen Kluft aufgrund divergierender Kompetenzen und Zugänge bei der Mediennutzung. Diese beiden Aspekte bedürfen bei der
Förderung der Gesundheitskompetenz besonderer Beachtung.
Die schlechteren sozioökonomischen Grundvoraussetzungen benachteiligter
Bevölkerungsgruppen spiegeln sich meist auch in eingeschränkter Gesundheitskompetenz wider. Die Verringerung gesundheitlicher Ungleichheiten ist deshalb
eine Kernforderung bei der Förderung von Gesundheitskompetenz.
Strategien zur Stärkung von Gesundheitskompetenz, die ausschließlich auf die Verbesserung persönlicher Fähigkeiten ausgerichtet sind, können nur begrenzte Effekte erzielen. Dem relationalen Verständnis von Gesundheitskompetenz folgend sollten deshalb neben den persönlichen immer auch die strukturellen Bedingungen einbezogen werden.
Gesundheitskompetenz hängt stark von der Überzeugung des einzelnen Menschen ab, dass es möglich ist, durch eigene Aktivitäten ein höheres Maß an Lebensqualität zu erreichen. Dies wiederum setzt die Einschätzung voraus, dass
man die eigene Gesundheit in relevantem Ausmaß durch das eigene Verhalten selbst beeinflussen kann.
In Deutschland existieren bereits etliche Einzelinitiativen zur Förderung von Gesundheitskompetenz. Viele sind innovativ und erfolgreich. Einzelinitiativen reichen jedoch nicht aus. Um die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung nachhaltig zu verbessern, ist ein umfassendes, kooperatives Vorgehen erforderlich, in das Akteure aller Bereiche der Gesellschaft einbezogen sind.